Jerome Charyn

Jerome Charyn, geboren 1937 in der Bronx, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen US-amerikanischen Schriftsteller. Der Sidel-Zyklus, der New York City als gigantisches Stammesterritorium erzählt, gehört zu den Kernstücken der Kriminalliteratur. Ein weiterer Klassiker ist seine persönliche Geschichte von Hollywood, der Welterfolg Movieland. Jerome Charyn pendelt zwischen Brüssel, Paris und New York.

Ausführliche Biografie

Jerome Charyn, geboren 1937 in der Bronx, mit Ehrungen, Professuren und Preisen überhäuft, folgt auch als Künstler seinem Lebensmotto, man müsse Identitäten so schnell wechseln wie ein Ghettowolf, um zu überleben. Neben seiner Lehrtätigkeit (u. a. in Stanford, Princeton, Paris und Brüssel) kann man seine Teilidentitäten grob skizzieren als:

Den Romancier, der mit Romanen von Once upon a Droshky bis The Dark Lady from Belorusse immer wieder autobiografische und familiengeschichtliche Spurensicherung der jüdischen Emigrantenfamilie Charyn (= Grau) aus Belorussland betreibt. Dazu gehören auch Selbstporträts wie Catfish Man und Pinocchios Nase (dt. 1990). So wie die bitterarme Kürschnerfamilie Charyn aus der Bronx ihre Wurzeln in Osteuropa hat, so hat für den Sachbuchautor Charyn die gesamte amerikanische Kultur dort einen entscheidenden Urspung. Das ist Thema des Filmhistorikers und Stadtgeschichtlers Charyn. Movieland (dt. 1995), seine ganz persönliche Geschichte von Hollywood, kommt immer wieder auf die Biografien der großen Studiobosse zu sprechen – und somit auf den osteuropäisch-jüdischen Anteil an der größten Erfolgsgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Metropolis, Charyns Porträt von New York City in der Zeit des Oberbürgermeisters Ed Koch, konkretisiert diesen Blick mit tausend Beispielen. Die jüdischen Wurzeln spielen auch für Isaac Sidel eine große Rolle. Der ist die Hauptfigur von Charyns Identität als Kriminalschriftsteller, als großer Erneuerer und Mythologe des Kriminalromans. Der Sidel-Zyklus, der New York City als gigantisches Stammesterritorium erzählt, in dem sich Weiße, Schwarze, Hispanos, Russen, Kariben und Asiaten täglich neu definieren müssen, um einigermaßen klarzukommen, gehört zu den Kernstücken der Kriminalliteratur und damit der Literatur des 20. Jahrhunderts.

Die beiden Gangsterromane Paradise Man und Elsinor sind dabei, obwohl nicht Teil der Sidel-Saga, keine Nebenwerke, sondern bauen ebenfalls aus unterschiedlichem Blickwinkel und mit unterschiedlichem Personal an dem Mythenland New York City. Mit Der Tod des Tango-Königs hat Charyn eine Phase seines kriminalliterarischen Œuvres eröffnet, die der zunehmenden Internationalität des Genres und seiner wechselseitigen Beeinflussung Rechnung trägt. Mit seiner bahnbrechenden Anthologie The New Mystery (dt. 1996) hat er nachdrücklich auf diesen Aspekt aufmerksam gemacht. Eine weitere Identität Charyns liegt in seinen synästhetischen Konzepten begründet. Dazu gehören zunächst einmal seine Arbeiten als Comic-Szenarist (für die Zeichner Jacques de Loustal, François Boucq, Joe Staton, Angel de la Calle, Massimiliano Frezzato und Andreas Gefe). Besonders die Arbeiten mit François Boucq (Die Frau des Magiers, dt. 1988, und Teufelsmaul, dt. 1990) gehören zu den Highlights der Comic-Kultur der letzten Dekaden.

Am unbekanntesten ist vielleicht Charyns Aktivität als Songwriter für Georges Moustaki, mit dem ihn eine große Leidenschaft für Tischtennis verbindet. Womit sich der Kreis zu Charyns erstem Sidel-Roman, Blue Eyes schließt, in dem es neben Morden und tragischen Verwicklungen entscheidend um Tischtennis geht. Jerome Charyn pendelt heute zwischen Paris und New York, mit wöchentlichen Abstechern nach Brüssel.

Stimmen

»Ein Poet der Prosa.«

William Malloy

»Diese Geschichte gibt uns einen tiefen Einblick in das Chaos von Kolumbien und in dessen Unterwelt der Drogenbarone, der Korruption, der Kartelle usw. Minister werden Drogenbosse und Drogenbarone werden Minister. Wie geht der letzte Tango aus? Es kommt, wie es kommen muss, zum Showdown.«

Carlo Lafranchi, P.S., Zürich

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    Cover
    »Ein Roman, so apokalyptisch wie ein Klirren im Kopf.« The Baltimore Sun